Elektromobilität der ZukunftV2X - dem bidirektionalen Laden gehört die Zukunft
Elektroautos werden zu Powerbanks und entlasten die Stromversorgung: Unser nächster grosser Schritt zu mehr Nachhaltigkeit. Wissenswertes über den einzigartigen Test mit 50 Mobility-Autos.
Ein Problem wird zur Lösung – mit V2X
Eins ist klar: Wir müssen nachhaltiger leben. Und zwar alle. Wenn wir die Erderwärmung so gering wie möglich halten wollen. Darum setzen wir zu 100% auf E-Mobilität. So rasch wie möglich werden all unsere rund 3'000 Fahrzeuge elektrisch sein. Die zunehmende E-Mobilität ist zwar ein positiver Trend, verstärkt aber ebenso den Elektrizitätsbedarf und wird Herausforderungen in der Netzstabilität mit sich führen. Schon in den nächsten Jahren könnten Blackouts absehbar sein, insbesondere in den Wintermonaten. Das Projekt «V2X Suisse» will mit vereinten Kräften für Lösungen sorgen.
Autos mit richtig Power
Die grundlegende Idee beim bidirektionalen Laden besteht darin, dass Elektroautos nicht nur Strom verbrauchen, sondern auch Strom ins Netz zurückspeisen können, wenn sie gerade nicht gefahren werden. Dazu sollte man wissen, dass ein Privatauto im Durchschnitt am Tag bis zu 23 Stunden rumsteht. Die sogenannten «Stehzeuge» werden also zu mobilen Powerbanks, die sich zu einem grossen Energiespeicher zusammenschliessen lassen, ähnlich einem Stausee. So können Haushalte quasi den Strom in Spitzenzeiten von den Elektroautos abzapfen, während diese sich über Nacht zu einem günstigeren Tarif wieder komplett aufladen. Ein Auto mit 11 Kilowatt Leistung liefert in einer Stunde mehr Strom als ein Schweizer Haushalt am Tag durchschnittlich verbraucht.
Was ist «V2X-Suisse»?
Das zeitlich begrenzte Forschungsprojekt lief operativ von Herbst 2022 bis Frühling 2024. Dabei wurden 50 bidirektionale Honda-e-Autos in den regulären Carsharing-Betrieb von Mobility integriert. Es war der erste grossflächige Test mit bidirektional ladenden E-Autos in der Schweiz. Er sollte zeigen, wie sich dank dieser Technologie Lastspitzen im Stromnetz brechen lassen und wie Standorte mit Solaranlagen ihren Eigenverbrauch optimieren können. Zudem wollte man das betriebswirtschaftliche Potenzial von bidirektionalen Fahrzeugen in der Schweiz untersuchen und den Wettbewerb zwischen den potenziellen Flexibilitätsabnehmern auf drei Netzebenen (Swissgrid, Verteilnetzbetreiber und Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) testen.
Fazit: Das Projekt hat die technische Machbarkeit bewiesen und der bidirektionalen Technik Schwung verliehen. Es zeigte auf, dass neben dem bewährten V2H (Vehicle-to-Home) auch V2G (Vehicle-to-Grid) technisch funktioniert, sowohl netz- als auch systemdienlich. Ein wirtschaftlicher Betrieb für ein Carsharing-Unternehmen rechnet sich aktuell aber noch nicht.
Nebst Mobility waren folgende Unternehmen bei dem Projekt dabei: Automobilhersteller Honda, Software-Entwickler sun2wheel, Ladestationen-Entwickler EVTEC, Aggregatoren tiko, wissenschaftliche Begleitung durch novatlantis, in Zusammenarbeit mit der ETH. Das Projekt wird durch das Pilot- und Demonstrationsprogramm des Bundesamts für Energie BFE unterstützt.
Folgende V2-Begriffe gibt es
- V2H (Vehicle-to-home)
- V2B (Vehicle-to-building)
- V2G (Vehicle-to-grid)
- V2X (Vehicle-to-everything)
FAQ
- Wie weit ist die bidirektionale Ladetechnologie?
- Ist bidirektionales Laden in der Schweiz erlaubt?
- Können alle Elektromobile bidirektional geladen werden?
- Schadet bidirektionales Laden der Fahrzeugbatterie?
- Was bedeuten bidirektionale Ladestationen für die bestehende Stromnetz-Infrastruktur des betreffenden Gebäudes?
- Was kann V2X zur Stabilität der Stromversorgung beitragen?
Ohne Partner geht es nicht
Wie «V2X» in einer realen Umgebung funktioniert, zeigt ein Besuch beim Tessiner Verteilnetzbetreiber Azienda Elettrica di Massagno (AEM). Im Tessin wurden verschiedene Häuser zu einem Zusammenschluss zum Energieverbrauch verknüpft. Hier erfährst du, wie die Überproduktion aus Fotovoltaikanlagen tagsüber in den Batterien der Autos gespeichert wird. Abends, wenn die PV-Anlagen keinen Strom mehr produzieren, fliesst die Energie aus dem Auto zurück ins Netz. Erst, wenn die Energie aufgebraucht ist, wird das lokale Stromnetz angezapft.
Ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist die Netzstabilität. Experten auf diesem Gebiet finden sich beim Zürcher Unternehmen «tiko». Dort behält man das Angebot und die Nachfrage im Blick und zapft nach Bedarf Strom ab oder speist ihn ins Netz ein. Erfahre, dass Netzstabilisation in der Schweiz mittels V2X-Elektroautos technisch machbar ist.