Nachhaltig leben

Autoarmes Wohnen bedeutet nicht ohne Auto leben

27.03.2024

Shooting_Hunziker Areal_Zürich_Mobility-Carsharing_2024.jpg

23 Stunden steht dein Auto pro Tag ungenutzt herum. Damit ein Leben ohne eigenes Auto möglich ist, braucht es Lösungen. Eine davon ist Carsharing, wie ein Besuch auf dem Hunziker Areal in Zürich zeigt.

Carsharing war beim Hunziker Areal im Norden von Zürich von Beginn an Bestandteil des Mobilitätskonzeptes. Seit 2015 das Wohn- und Geschäftsareal der Baugenossenschaft «mehr als wohnen» eröffnet wurde, stehen zwei Mobility-Autos auf dem Areal. Mittlerweile stehen den Bewohnenden zusätzlich zwei andere Carsharing-Autos zur Verfügung. «Carsharing - Shared Economy im allgemeinen - passt zu Wohnbaugenossenschaften», so Marco Christ, Bereichsleiter Dienstleistungen bei «mehr als wohnen».

Denn autoarmes Wohnen bedeutet nicht autofrei Leben. Die Baugenossenschaft stellt den Bewohnenden ein Jahresabo von Mobility zur Verfügung, die Fahrten werden dank eines Zustupfs der Genossenschaft zu einem Sondertarif abgerechnet. Zudem befindet sich auf dem Areal eine Mobilitätsstation mit E-Bikes, Velos, Anhängern oder Kindersitzen fürs Auto. Den Mieter:innen ist es in Sonderfällen (aus beruflichen oder medizinischen Gründen) gestattet, ein eigenes Auto zu besitzen. Momentan verfügen 50 Personen über eine Bewilligung für ein eigenes Fahrzeug.

Shooting_Hunziker Areal_Zürich_Mobility-Carsharing_2024.jpg
Auf dem Hunziker Areal in Zürich-Nord leben rund 1400 Menschen in 13 Wohnhäusern.

Obwohl der Mobility-Standort Riedbach/Hagenholzstrasse den Bewohnenden nicht exklusiv (für alle Mobility-Mitglieder:innen buchbar) zur Verfügung steht, kam es bis dato nie zu Engpässen. Umso erfreulicher, weil nicht alle Fahrten planbar sind. «Es gibt Momente, da ist ein Auto zwingend nötig», so Bewohner Martin Wenger. «Zweimal musste ich mit einem Kind nachts ins Kinderspital. Dann willst du dich nicht um ein Taxi bemühen und darauf warten. Die Gewissheit, dass die Autos rund um die Uhr auf Knopfdruck zur Verfügung stehen, ist beruhigend.» An Mobility schätzt Marting Wenger, dass ihm landesweit rund 3000 Fahrzeuge zur Verfügung stehen. «Wenn ich mit dem Zug nach Spiez fahre und von dort in ein abgelegenes Dorf will, dann steige ich auf Mobility um. Andere Anbieter kommen und gehen, Mobility ist ein sicherer Wert.»

Gemeinsam gestalten wir die Mobilität der Zukunft

Seit Januar 2024 arbeiten Mobility und die Wohnbaugenossenschaften Zürich zusammen an der Mobilität der Zukunft. Die WBG Zürich und Mobility? Ein perfektes Match, wie Magdalena Balogh, Teamleiterin Marktentwicklung bei Mobility, findet: «Carsharing ist nicht nur nachhaltig, es deckt die Bedürfnisse der Menschen zuverlässig ab.» 27 Jahre Erfahrung im Bereich Carsharing, eine fortschrittliche Elektrifizierung und eine schweizweite Abdeckung machen Mobility zu einem zuverlässigen Partner. «Wir sehen viel Potenzial im Ökosystem Wohnen, weshalb die Zusammenarbeit mit Wohnbaugenossenschaften Zürich eine perfekte Synergie darstellt, um autoarmes Wohnen bereits heute flächendeckend möglich zu machen», so Balogh.

Innerhalb von Quartiergruppen kümmern sich die Bewohnenden um die Anliegen aller, etwa in der E-Mobilitätsgruppe. Sie wurde gegründet, um einander im Bereich Carsharing zu helfen. Die Gruppe diskutiert Mobilitätsthemen und sucht bei Bedarf den Dialog mit der Verwaltung von «mehr als wohnen». Etwa, als im Sommer 2016 das erste Elektroauto von Mobility stationiert worden ist. «Wir organisierten einen Tag der offenen Tür, wo wir den Leuten gezeigt haben, wie elektrisch fahren funktioniert», so Hansruedi Würsch, engagiertes Mitglied der Gruppe. Martin Wenger fügt an: «Es ist keine grosse Sache, aber hilft, wenn man das Ein- und Ausstecken des Kabels ausprobieren kann. Auch der Umgang mit der Reichweite ist nichts Spezielles. Man gewöhnt sich daran. Ich war auch schon nervös, aber am Ende waren noch zehn Prozent übrig.»

Berührungsängste gegenüber Elektromobilität sind keine spürbar - im Gegenteil, die Neugierde und die Bereitschaft sind gross. «Es gibt Bewohnende, die noch über keinerlei Erfahrung verfügen und Hilfe in Anspruch nehmen. Das hat nichts mit Vorurteilen zu tun, sondern ist eher eine natürliche Zurückhaltung gegenüber Neuem. So sind wir Menschen», sagt Martin Wenger.

Einander helfen und sich auf Neues einlassen: Auf dem Hunziker Areal ist man offen und erfinderisch. Wenn sich eine neue Idee ergibt, wird diese einem übergeordneten Komitee vorgeschlagen, das über die Finanzierung berät. So sind eine Pingpong-Liga, ein Beachvolleyball-Team, selbstgemachte Glacés der Quartiergruppe Eiszeit, die Vollmond-Bar oder das grosse Quartierfest entstanden. Obwohl sie in ihrem Mini-Universum gefühlt alles haben: Was wäre ihr Wunsch an Mobility? «Ein grösseres Auto wäre manchmal praktisch», so Hansruedi Würsch. Marco Christ hat schon darüber nachgedacht, probeweise einen Transporter hinzustellen, «aber momentan passt die Auslastung. Unser Mobilitätsangebot muss sich Ende Jahr rechnen. Deshalb macht die aktuelle Anzahl Fahrzeuge für uns Sinn.»