Ein Tag, ein Ländle

Einen Roadtrip unternimmt man, um Neues zu erleben und frische Eindrücke zu gewinnen. Doch was, wenn die bekannten Strecken alle schon abgefahren sind? Dann ist es Zeit für die Geheimtipps: die weniger bekannten, aber oft spannenderen Routen. Zum Beispiel für diesen Roadtrip durch unser wunderschönes Nachbarland.

17.06.2022

  • Lifestyle

Gemeint sind weder Frankreich, Italien, Deutschland noch Österreich – sondern natürlich Liechtenstein. Liechtenstein ist zwar nicht als das Urlaubsparadies bekannt, aber einen Roadtrip ist es unbedingt wert. Burgen und Schlösser, Natur und Berge, Geschichte und Action – und das alles auf kompakten 160 Quadratkilometern. Das wiederum hat den unschlagbaren Vorteil, dass sich das Land mit dem Auto in einem Tag erkunden lässt.


Theoretisch kann Liechtenstein sogar in einer guten halben Stunde durchfahren werden, aber das ist weder die Idee eines Roadtrips, noch wird es dem Ländle gerecht. Übrigens: Die Liechtensteiner nennen ihre Heimat nicht so. Wenn sie vom «Ländle» sprechen, meinen sie den Vorarlberg.

Sargans – Balzers – Malbun

Um die Rundreise möglichst flexibel gestalten zu können, geht’s mit dem Zug nach Sargans, wo das reservierte Mobility-Auto wartet. Keine Viertelstunde später hat man den Rhein (und mit ihm die Landesgrenze) überquert und befindet sich in Balzers. Ein beschauliches Dorf, das einen Vorgeschmack auf das gibt, was Liechtenstein besonders gut kann: historische Gebäude, die viel erlebt haben, aber gut erhalten sind. In Balzers trifft dies insbesondere auf die im 12. Jahrhundert erbaute Burg Gutenberg zu, die auf einem 70 Meter hohen Felsen thront und einen wunderbaren Ausblick auf die umliegenden Berge bietet. Gleich daneben befindet sich die Pfarrkirche St. Nikolaus, sie hat immerhin 110 Jahre auf dem Buckel.

Anschliessend geht es in Richtung Triesenberg – falls Kinder an Bord sind, bietet sich ein Zwischenhalt im Seilpark im Forst oder im danebengelegenen Robinsonspielplatz in Triesen an –, um den Südosten des Landes zu erkunden. Die Strecke führt von Triesenberg zum Stausee Steg, wo ein weiterer Zwischenstopp möglich ist: Entweder für eine Erfrischung in einem der beiden Restaurants oder um im Stausee nach Bachforellen zu angeln (Parkplätze vorhanden, Online-Buchung möglich).


Nochmals ein paar Fahrminuten später ist man bereits auf 1600 Meter über Meer in Malbun, dem Bergsportzentrum des Landes. Von hier aus sind zahlreiche Wanderungen möglich, die meisten dauern jedoch etwas länger und sollten mit einer Übernachtung verbunden werden. Wer es beim Tagestrip belassen will, fährt mit der Sesselbahn auf den Sareis, um auf über 2000 Meter ein Picknick zu geniessen. Wer dennoch wandern will und zackig unterwegs ist: Der Augstenberg (1h 30m), die Pfälzerhütte (2h) oder der Nenzinger-Himmel (1h 30m) sind durchaus mit einem Tagestrip vereinbar.

Vaduz

Anschliessend geht es zurück ins Rheintal, nach Vaduz: Finanz- und Stiftungsmekka, Hauptstadt und Heimat des Fürsten Hans Adam II. von und zu Liechtenstein. Sein Wohnsitz, Schloss Vaduz, ist nur einen kurzen Stopp wert, da eine Besichtigung leider nicht möglich ist. Aber auch von aussen ist das Bauwerk, dessen Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückreisen, imposant. Vaduz bietet zudem die Möglichkeit, sich mit der Geschichte und den Eigenheiten des Landes auseinanderzusetzen. Eine Schnellbleiche erhält man im Liechtenstein Center, vertieftere Informationen im LandesMuseum und der SchatzKammer. Einen Besuch wert sind je nach Interessen auch das PostMuseum oder das Kunstmuseum.

Nach so viel Geschichte und Kultur hat man sich eine Stärkung verdient. Zum Beispiel eine Portion Käsknöpfle (Spätzli, die mit Käse, Röstzwiebeln und Apfelmus angerichtet werden) oder Ribel: Mais- und Weizengriess, der in Milchwasser zu Brei gekocht und anschliessend in einer Bratpfanne geröstet wird. Wer es gehobener mag, kehrt in einem der von Michelin gekĂĽrten Restaurants Maree oder Torkel ein. Wer nicht fahren muss und sich etwas Alkoholisches genehmigen will, sollte unbedingt ein lokales Erzeugnis wählen – sowohl der Weinbau wie auch das Bierbrauen haben in Liechtenstein eine lange Tradition.

Schaan – Feldkirch – Ruggell

Die Weiterfahrt führt über Schaan, Nendeln und Schaanwald. Gewählt wird dieser Weg, weil in dieser Region die ältesten baulichen Überreste (2. Jahrhundert) zu finden sind. Etwa das römische Kastell in Schaan oder die römischen Villen in Nendeln. Der andere Grund: Die Reise soll noch etwas in die Länge gezogen werden. Darum geht’s in Schaanwald über die Grenze nach Österreich, ein paar Minuten später ist man auch schon wieder im Ländle bzw. in Ruggell, der nördlichsten und tief gelegensten Ortschaft. Wer noch Energie hat, kann das Auto beim Sportplatz abstellen, um einen letzten kurzen Spaziergang zu machen: Nur gut ein Kilometer nördlich befindet sich ein Dreiländereck – und zwar mitten im Rhein.

Zum Abschluss fährt man auf der A13 in weniger als 20 Minuten zurĂĽck nach Sargans. Die Autobahn befindet sich zwar in der Schweiz, doch Liechtenstein hat man jederzeit im Blick. Und kurz vor Sevelen gibt es sogar noch eine letzte SehenswĂĽrdigkeit zu bestaunen: die 1901 errichtete und 135 Meter lange Alte RheinbrĂĽcke. Sie ist nicht nur pittoresk, sondern historisch relevant – sie ist die letzte erhaltene HolzbrĂĽcke, die ĂĽber den Alpenrhein fĂĽhrt. 

Der grosse Vorteil dieses Roadtrips zeigt sich bei Betrachtung der Route auf Google Maps: Obwohl das Land praktisch komplett umrundet wird, beträgt die Fahrzeit insgesamt nur etwas über 100 Minuten. Entsprechend mehr Zeit bleibt, um Land und Leute kennenzulernen. Wir wünschen gute Fahrt!

Distanz: 84,1 km
Fahrzeit: 1h 42min
Google Maps

Illustration: Lena Tamini

Bilder Copyright: Liechtenstein Marketing

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