Restwert eines E-Autos: Die wichtigste Komponente ist die Batterie
Je älter und je mehr gefahrene Kilometer, desto weniger Wert. Diese Faustregel gilt sowohl für Verbrenner als auch für Elektroautos. So viel zu den Gemeinsamkeiten. Dieser Text dreht sich um eine Komponente, die ausschliesslich in E-Autos enthalten ist: die (Antriebs-)Batterie.
Der Restwert eines Elektroautos wird von mehreren Faktoren beeinflusst, zu den wichtigsten gehört die Batterie. Für den Restwert entscheidend sind der SoH (State of Health), der Gesundheitszustand einer Batterie. Das Fehlen von Normen in der noch jungen Elektroauto-Branche führt dazu, „dass es keine einheitliche Methode zur Berechnung des SoH gibt“, schreibt Aviloo, ein auf Batteriediagnose spezialisiertes Unternehmen aus Wien. Als gemeinsamer Nenner wird momentan das genommen, was alle E-Nutzenden am allermeisten interessiert: die Reichweite.
Elektroauto: Batteriezustand und Lebensdauer
Lithium-Ionen-Batterien wird eine Lebensdauer von 8 bis 15 Jahren oder 150'000 bis 300'000 Kilometern nachgesagt, wobei diese von der Nutzung und den Ladegewohnheiten abhängig ist. Diverse Hersteller stellen für die verwendeten Batterien Garantien aus, oft umfassen diese acht Jahre oder 160'000 Kilometer bei einem SoH von mindestens 70 %. Solche Garantien können den Restwert eines E-Autos positiv beeinflussen, da sie für Glaubwürdigkeit und Sicherheit sorgen. Ebenfalls verfügen bekannte Automarken, die sich als zuverlässig und langlebig erwiesen haben, über einen höheren Restwert als weniger bekannte Marken.
Folgenden Aspekte sind für die Lebensdauer wichtig:
Kapazitätsverlust: Die Batterie eines Elektroautos verliert im Laufe der Zeit an Kapazität (Degradation der Batterie). „Man muss sich diese Batterie wie einen 10-Liter-Kanister vorstellen. Gehen wir davon aus, dass der ständige Gebrauch dafür sorgt, dass es Kalkablagerungen gibt. Irgendwann gehen vielleicht nur noch neun Liter rein“, erklärt Herbert Meier, Projektleiter Flotte bei Mobility.
Die Restkapazität einer E-Auto-Batterie wird meist in Prozent der ursprünglichen Kapazität angegeben. Tesla etwa hat Daten veröffentlicht, die zeigen, dass ihre Batterien nach 240'000 Kilometern noch etwa 80 % der ursprünglichen Kapazitäten aufweisen. Auch andere Daten zeigen, dass mehrere Hunderttausend Kilometer möglich sind, ehe die Batterieleistung signifikant zurückgeht.
Für die Hersteller ist es zentral, dass dieser Wert möglichst lange möglichst hoch ist. „Es gibt Hersteller, die einen 11-Liter-Kanister einbauen, diesen kann man aber nur mit 10 Litern befüllen. Fazit: Du merkst erst etwas vom Kapazitätsverlust, wenn das Fassungsvermögen um mehr als einen Liter zurückgeht. Andere geben keinen Puffer und die Nutzenden merken von Beginn an, wie die Kapazität schwindet“, erklärt Meier weiter. Doch die Batterie altert nicht nur durch die Nutzung, sondern auch aufgrund der Zeit (kalendarische Alterung). Analog einem nichts tuenden Menschen auf dem Sofa.
Anzahl Ladezyklen: Sie sind ebenfalls ein wichtiger Indikator für den Zustand einer Batterie. Ein Ladezyklus entspricht einer vollständigen Ladung von 0 % auf 100 %. Batterien haben eine begrenzte Anzahl an Ladezyklen. Kurz: Je mehr Zyklen die Batterie hinter sich hat, desto mehr nimmt die Kapazität ab.
Schnellladen (DC-Laden): Dies kann die Batterie stärker in Anspruch nehmen als langsames Laden (AC-Laden). Batterien, die häufig schnell geladen werden, können schneller an Kapazität verlieren.
Auch für Mobility ist die Diagnose und Bewertung von Batterien ihrer Elektrofahrzeuge zentral. Im Schnitt alle fünf Jahre oder nach 90'000 gefahrenen Kilometern werden die Autos ersetzt und in den Occasionsmarkt gegeben. Momentan fehlt es der ganzen Branche noch an Wissen und zum Teil an Daten, um den Restwert von gebrauchten E-Autos zu ermitteln.
Wie ermittelt man den State of Health?
Seit Mitte 2023 verfügt Mobility über ein Messgerät der österreichischen Firma Aviloo, welches die Kapazität von Autobatterien präzise analysiert. Das Testgerät wird an das Fahrzeug angeschlossen und die Batterie unter realen Fahrbedingungen getestet. „Wir laden 100 % und fahren die Batterie leer“, so Meier. „Gemessen wir die Menge an entnommener elektrischer Energie. Diese Menge wird mit der Angabe des Herstellers verglichen und so erhalten wir pro Auto einen Wert.“ Wichtig: Die Bewertung des Zustands erfolgt herstellerunabhängig. Denn der von den Herstellern angezeigte SoH weicht oft vom tatsächlichen Zustand der Batterie ab. Diese Messungen werden allerdings nur stichprobenartig durchgeführt.
Im Anschluss kriegt Mobility von Aviloo einen detaillierten Bericht, der die wichtigsten Kennzahlen wie Restkapazität, Anzahl Ladezyklen und den allg. State of Health der Batterie enthält. Für Mobility geht es momentan auch darum, möglichst viele Erfahrungswerte zu sammeln, „damit wir wissen, wie die verschiedenen Batterien unserer E-Autos ungefähr an Wert verlieren.“ Wie bereits erwähnt existieren in der Branche noch keine einheitlichen Standards und Normen. Es gibt erst vereinzelte Informationen darüber, was ein ermittelter SoH in Prozenten ausgedrückt für einen Restwert ergibt.
Mobility verfügt über verschiedene E-Modelle in verschiedenen Preisklassen. Die Fahrzeugflotte umfasst schweizweit 3000 Fahrzeuge, davon waren Anfang 2024 500 E-Autos. Bis 2030 will Mobility seine Flotte komplett elektrifizieren.
Wie kann ich den Wert meines Elektroautos positiv beeinflussen?
Einige Hersteller bieten einen Austausch oder eine Aufbereitung der Batterien an, was den Restwert erhöhen kann. Oftmals sind Batteriewechsel aber mit hohen Summen verbunden. Denn eine Batterie ist nicht nur der wichtigste, sondern auch der teuerste Teil eines E-Autos. „Auch könnten einzelne Batterie-Zellen, die nicht mehr ihre volle Leistung erbringen, ersetzt werden. Aber auch das ist enorm aufwändig und teuer“, so Meier.
Was weniger kostet: Eine lückenlose Dokumentation, die zeigt, dass das Auto regelmässig und ordnungsgemäss kontrolliert wurde. Eine solche Historie kann den Restwert unter Umständen erhöhen. Nichtsdestotrotz ist der Wartungszustand nicht vergleichbar mit einem fossilen Auto. „Bei einem fossilen Fahrzeug lässt sich der Restwert anhand des Wartungszustandes und einer Kontrolle der Zustand des Fahrzeugs relativ einfach ermitteln", so Meier.
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