Den Elektroautos gehört die Welt. So auch bei Mobility: Bis spätestens 2030 werden wir all unsere 3’000 Fahrzeuge auf elektrischen Antrieb umstellen. Was toll ist für die Umwelt, bringt Herausforderungen in Stromverbrauch und Netzstabilität mit sich. Eine EBP-Studie rechnet vor: Wenn in zwanzig Jahren 60% des Autoverkehrs elektrisch fahren, beträgt der Strombedarf der E-Autos rund 6,5 TWh oder 11% des heutigen Stromverbrauchs in der Schweiz. Das mag erst nach wenig klingen – aber wenn man bedenkt, dass die Kraftwerke Beznau, Gösgen und Leibstadt total 22 TWh Energie produzieren und bis dann vom Netz genommen sein werden, sieht man die Tragweite.
Mobility stampft Projekt mit verschiedenen Partnern aus dem Boden
Das neu gegründete Projekt V2X Suisse packt diese Herausforderung nun mit vereinten Kräften an. Mobility spannt mit Autoherstellern (Honda), Software-Entwicklern (sun2wheel AG), Ladestationen-Entwicklern (EVTEC), Flexibilitätsabnehmern (tiko), Wissenschaftlern (Novatlantis und ETH) sowie dem Bund (Bundesamt für Energie) zusammen. «Gemeinsam werden wir bidirektional ladende Autos raschestmöglich auf die Strasse bringen. So können wir dringend benötigte Erfahrungen sammeln», erklärt Marco Piffaretti, Projektleiter von V2X Suisse und Elektromobilitätsexperte bei Mobility. Denn: Noch gibt es kein Praxiswissen, was die technischen, regulatorischen und organisatorischen Herausforderungen von bidirektionalem Laden betrifft. «Wir gehen als Pioniere voran und werden Resultate liefern, die dieser Technologie einen Schub verleihen werden», freut sich Piffaretti.
Test mit 50 Autos
Bis September 2022 laufen die gemeinsamen Vorbereitungen. Ab dann sind während eines Jahres 50 Honda e an rund dreissig Mobility-Standorten in der ganzen Schweiz mietbar. Dies wird das erste Mal sein, dass bidirektional ladende Elektroautos im Mobilitätsalltag im Einsatz stehen werden. Merken wirst du als Kundin bzw. Kunde nichts davon. Die Energie wird lediglich während 15 Minuten zurück ins Netz gespiesen, sodass du immer genug Saft für deine Carsharing-Fahrten hast.
Da läppert sich ganz schön was zusammen
Die langfristige Perspektive sieht dabei vielversprechend aus: Steht ein bidirektionales Mobility-Elektroauto still, kann es bis zu 20 Kilowatt Regelleistung zurück ins Stromnetz speisen. Das würde auf die gesamte Carsharing-Flotte gerechnet 60 Megawatt ergeben – eine grössere Leistung, als sie beispielsweise das Tessiner Pumpspeicherkraftwerk Peccia bereitstellen kann. Regelleistung, die hilft, Engpässe im Übertragungs- und Verteilnetz zu minimieren und teure Netzausbauten im Verteilnetz zu verhindern, zu verringern oder zu verzögern. Marco Piffaretti ist sich deshalb sicher: «Die Elektromobilität der Zukunft ist geteilt, bidirektional und netzdienlich.» Weltweit erstmalig kommt bei V2X Suisse der Combo-CCS-Ladestecker zum Einsatz, der europäische Steckerstandard für Gleichstrom.
Ehrgeizige Ziele
V2X Suisse setzt sich bis zum Projektabschluss Ende 2023 eine hohe Messlatte: Erstens will man das betriebswirtschaftliche Potenzial von bidirektionalen Fahrzeugen in der Schweiz beweisen. Zweitens soll ausgelotet werden, wie oft sich dank dieser Technologie Lastspitzen im Stromnetz brechen lassen und wie Standorte mit Solaranlagen ihren Eigenverbrauch optimieren können. Und drittens soll der Wettbewerb zwischen den potenziellen Flexibilitätsabnehmern auf drei verschiedenen Netzebenen (Swissgrid, Verteilnetzbetreiber und Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) getestet werden.
V2X SUISSE: TECHNISCHE DETAILS
V2X Suisse operiert in der ganzen Schweiz und damit unter unterschiedlichen «Netzqualitäten». 25 bis 30 Standorte mit total 50 Mobility-Elektroautos mit bidirektionaler CCS-Fähigkeit (bis je max. +/–20 kW) sind geplant. Es kommen zwei verschiedene Arten von Ladestationen zum Einsatz: einerseits spezifisch für dieses Projekt entwickelte, bidirektionale DC-Ladestationen von EVTEC mit doppeltem und kombinierbarem CCS-2x10kW-Ausgang, andererseits bidirektionale DC-Ladestationen mit einfachem CCS-1x10kW-Ausgang. Beide sind mit Rundsteuerempfänger für die Verteilnetzbetreiber sowie mit einer digitalen Schnittstelle ausgestattet. Hierfür braucht es die Entwicklung einer Cloud-to-Cloud-IT-Plattform, welche bei jedem Mobility-Elektroauto die verfügbaren Regelleistungen im Viertelstundentakt verwaltet (d.h. anbietet, zuordnet, freigibt, allenfalls direkt regelt und «zählt», um eine Abrechnung zu ermöglichen/kontrollieren). Diese von sun2wheel entwickelte Cloud-to-Cloud-Lösung verbindet die Verfügbarkeits-Inputs der Mobility-Buchungen mit dem für Swissgrid relevanten Aggregator tiko.
Bemerkungen
Über den Titel "E-Autos gegen Stromknappheit" lässt sich streiten, da ein Elektroauto, genau wie ein reiner Pumpspeicher im Umwälzbetrieb, netto natürlich ein Stromverbraucher bleibt.
Die Netzbetreiber fehlen offenbar noch im Projekt? Auf Übertragungsnetzebene gibt es, auch für die Schweiz, eine Pooling-Lösung für Regelleistung:
www.equigy.com
Viel Erfolg!
.. die Veränderung der Verfügbarkeit der Fahrzeuge
.. die unterschiedliche Abnützung der Fahrzeug-Batterien inkl. die dadurch ausgelöste Umweltbelastung (Ökobilanz/LCA).
Meiner Meinung nach braucht es Diversität, weil nicht genügend Lithium und beim Abbau auch sehr bedenklich.
Super Idee, dass Mobility bei diesem zukunftsweisenden Projekt mitmacht!
Ich bin begeistert von der Idee. Damit lässt sich ein Teil des Problems lösen, Strom zu speichern und bei Belastungsspitzen zurück ins Netz zu speisen. Toll!
könnten benachbarte parkplätze zu mobilitystandorten miteinbezogen werden?
Super; ich wünsche viel Erfolg!
Übrigens stimme ich sehr mit Herrn Meier überein - lassen Sie doch bitte dieses anbiedernde Duzen - ich denke dass ich mit den meisten von Ihnen weder im Strassengraben geschlafen noch im Sandkasten gespielt habe.
Georg Ferber
Trotzdem sollte man Energie und Leistung auseinanderhalten. 3000 E-Autos könnten von der Leistung ein kleines Pumpspeicherkraftwerk ersetzen, von der gespeicherten Energie aber lange nicht. Pumpspeicher liefern ihre Leistung über mehrere Stunden, nicht nur für 15 Minuten.
In der Schweiz sind heute rund 3'000MW Pumpspeicherleistung in Betrieb. Heute gibt es ca 44'000 E-Autos in der Schweiz, also ca 1% aller PKW. Wenn also einmal 1-5% aller PKW in der Schweiz bidirektional laden/entladen, haben wir schon einen deutliche und machbare Wirkung.
Der Feldversuch von Mobility ist also eher der erste Schritt eines Marathons. Aber ohne ersten Schritt gibt es nie einen Zieldurchlauf ...
Idee: Warum nicht (möglichst) jeden Mobility-Standort gerade mit einem Solardach bestücken? Die 10-20 m2 Solarzellen könnten wohl den Strombedarf jeder "fahrbaren Batterie", die darunter geparkt ist, bereits decken.
finde das super.. Aber schaut euch mal das Auto von Sono an.
Gruss Alois Grüter
Ob das theoretische Potenzial bei bidirektionalen Anlagen, wie es im Bericht beschrieben wird, jemals genützt werden kann, dazu gibt es keine brauchbaren statistischen Zahlen, ist total offen und hängt mehr von der "Politik" des Netzbereibers ab. Jetzt ist es wichtig, schnelle Umsetzung der E-Mobilität (Fakten schaffen) und Förderung der Lade Möglichkeiten (die meisten Mobilityparkplätze sind ja im öffentlichen Raum).
Wenn dann ab 2030 das bidirektionale Laden eventuelle Stromengpässe verhindert ist doch eher Sache der E-Werke. Mehr Elektrofahrzeuge jetzt ist wichtiger.
wenn die Sonne scheint Autos stehen ja doch sehr viel draussen rum. Sicher kann auch der Wikungsgrad von Solarzellen noch gesteigert werden - Gruss Hanspi
- Verfügbarkeits Garantie bei Reservation für Kunde & Zentrale.
- Eine Minute nach Emobil Rückgabe, Alarm in Reservations Zentrale, wenn Emobil nicht lädt.
Das ermöglicht:
- nahtlose Nachmiete ohne Ladesperre von 30min. (Aktuelle Mobility Verbrenner Software braucht Ladesperre 30min. = 50km)
- Damit auch Emobile einsatzfähig für Business Carsharing werden.
Wenn das erfüllt ist, können sekundäre Funktionen wie V2X helfen, sofern Auslastung kleiner 100%. Sonst müssen alle Ladungen in Reichweite umgesetzt werden, z.B Taxis
Pioniere sind: Weltzentrum der Bidirektionalität https://www.wedrivesolar.nl/ Ütrecht: dort werden alle Formen von V2X seit Jahren als Firmen spezifische Projekte getestet, Chademo-DC, Typ2-AC, CCS-DC
Produkte wird es erst geben, wenn die Norm V2X [wo ich mitarbeite] (V2H 2023, V2G 2025) final sind & die Produkte Prüfung Conformität / Interoperabilität bestanden haben.
Auch Honda-e & die EVTec-V2X Ladestation sind Projekte da die Produkte Prüfung fehlt.
Zufällig habe ich in den letzten Tagen an folgendem herumstudiert:
Ich komme am Ende der Reservation eigentlich nie unter 90% beim Ladestand. Wie wäre es, wenn man bei einer Reservation (und auch in den Standardeinstellungen) den Ladestand angeben kann, denn man im Minimum braucht bei Reservationsbeginn? Dann kann in gewissen Fällen noch länger Strom einhespeist werden. Ausserdem habe ich oft denn Fall, dass ich über einen grossen Teil der Fahrt sehr eingeschränkt Rekuperieren kann, weil die Batterie voll ist. Nur schon da gibt es Sparpotenzial.
Tolles und vorbildliches Vorhaben. Besten Dank!
Gib uns bitte die Möglichkeit, die Länge von unser gewünschte Strecke miteinzugeben, zusammen mit den Zeit und alles. Dann kann das Energie abgezapft werden bis zum Prozent der gebraucht wird für unser Fahrt. Dann müssen wir uns keine Gedanken machen dass wir die erwünschte Strecke nicht schaffen.
Merci und Viel Glück mit dieser Project!
https://www.klimaschutz.bs.ch/informationen-und-netzwerke/plattformen-und-netzwerke/pilotregion-basel/okee.html
Eine preisgünstige Wallbox sucht man zur Zeit auch vergeblich.
Hoffentlich fängt die Produktion des Solarelektroautos Sion des deutschen Startups Sonomotors nächstes Jahr an. Das Auto ist auch bidirektional und lädt sich sogar in der Sonne auf. Wäre so ein Auto auch was für Mobility?
Weiter würde ich es begrüssen, wenn an allen Standorten die Möglichkeiten für Solarladestationen geprüft und genutzt würden.
Hallo, beim bidirektionalen e-Auto denke ich als erstes an die Anzahl Ladezykken der Batterie. Bei 2 Rückspeisungen pro Tag (Mittag und Abend) und duchschnittlich 1 Nutzung pro Tag erhöhen sich die Ladezyklen um Faktor 3. D. h, die Batterie hält rund drei mal weniger lang. Wurde das berücksichtigt? Oder sind vielleicht Silizium-Akkus eingebaut?
Dies wiederum bestätigt auch, dass Tesla Fahrzeuge im Einsatz hat, die eben tatsächlich schon viele 100'000km mit dem gleichen Akku gefahren sind, da sie eben nicht wie z.B. ein Handy täglich von 100% auf fast 0% runter gebraucht werden.
V2H oder V2G ist klar die Zukunft, bin extrem erfreut, dass Mobility hier heute schon beginnt mitzuziehen! Bravo!!
1) nie der gesamte Bereich des Akkus genutzt wird, sondern z.B. nur 20 bis 70% SOC und
2) Nur vergleichsweise kleine Leistung entladen wird (hier 10kW).
Als ich mal von meinem Abendunterricht an einer Höheren Fachschule nach Hause fuhr, verwickelten mich zwei junge Männer in eine Diskussion über Energiepolitik (ich habe keine Ahnung mehr, wie es dazu kam). Der eine sprach mich mit "Du" an; der andere korrigierte ihn: "Sie!"
Meine Reaktion: "Also, ich habe kein Problem mit dem Du!". Der Rest der Diskussion verlief somit per Du – und war sehr lebhaft, fruchtbar, spannend.
Nebenbei: Ich bin 67 Jahre alt.
Siezen, Krawatte tragen ... wer das tut, verpasst m.E. einen Teil des Lebens.
Ich liebäugle seit Monaten mit einem Kauf eines eAuto mit bidirektionaler Lademöglichkeit. Jedoch in meinem Fall ist natürlich die Variante "vehicle to home" vorallem interessant, da ich u.a. eine Photovoltaik habe.