Elektroautos: Ist die Brandgefahr wegen der Batterie erhöht?

600 E-Autos sind bei Mobility im Einsatz. Du fragst dich, ob die Brandgefahr grösser ist als bei Verbrennern? Hier erfĂ€hrst du, weshalb dieses oft gehörte Vorurteil falsch ist – und wie du dich im Fall der FĂ€lle richtig verhĂ€ltst.

01.07.2024

  • Nachhaltigkeit

E-Autos geraten nicht hĂ€ufiger in Brand als Fahrzeuge mit anderen Antriebstechnologien. Das haben in den vergangenen Jahren verschiedene Fachorganisationen wiederholt bestĂ€tigt. So stellte etwa der Schweizerische Feuerwehrverband fest, dass Elektrofahrzeuge grundsĂ€tzlich nicht gefĂ€hrlicher als Benzin- oder Dieselfahrzeuge sind. Fast wortgleich Ă€usserte sich auch die Beratungsstelle fĂŒr BrandverhĂŒtung, eine Initiative der Vereinigung Kantonaler GebĂ€udeversicherungen. Sie attestierte den Elektroautos zudem eine «hohe Sicherheit der Fahrzeugsysteme». 

Das ĂŒberrascht nicht: FĂŒr ein zugelassenes Auto gelten unabhĂ€ngig von der Antriebsart identische Bestimmungen, die ein Höchstmass an aktiver und passiver Sicherheit vorsehen. Bei den Euro-NCAP-Crashtests schneiden Elektro- und Verbrennerversionen desselben Fahrzeugtyps immer gleich gut ab. Ebenso erhalten viele eigenstĂ€ndige Elektroautomodelle die maximal möglichen fĂŒnf Sterne in der Bewertung.

Wie oft brennen Elektroautos und Verbrenner?

UnabhĂ€ngig von der Antriebsart sind FahrzeugbrĂ€nde selten. Der Schweizerische Versicherungsverband erhebt die Fallzahlen nicht separat. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nennt fĂŒr das Jahr 2022 gut 12‘000 Personenwagen-SchadenfĂ€lle, zu denen es durch Brand oder elektrischen Kurzschluss gekommen ist. Wobei der GDV nicht nach Antriebsart unterscheidet. 12‘000 FĂ€lle bei 48,8 Millionen zugelassenen Personenwagen in Deutschland â€“ das ist extrem wenig. Im vergangenen Jahrzehnt sind die SchadenfĂ€lle durch BrĂ€nde laut dem GDV sogar weiter rĂŒcklĂ€ufig – obwohl die Zahl der Elektroautos deutlich gestiegen ist.

Warum machen dann trotzdem immer wieder brennende E-Autos Schlagzeilen? Mutmasslich hat das zwei GrĂŒnde: 

  • Einerseits gibt es viel weniger Elektroautos als Verbrenner – und das Exotische, das Neue, bekommt meist eine erhöhte mediale Aufmerksamkeit. 
  • Andererseits brennen E-Autos recht lange, wenn die Antriebsbatterie einmal Feuer gefangen hat.

Hinzu kommt: Verschiedentlich werden auf Social Media Bilder und Videos von FahrzeugbrĂ€nden geteilt und als Beleg fĂŒr das «Risiko Elektroauto» kommentiert. Bei genauer Recherche entpuppen sich diese als BrĂ€nde ohne Beteiligung eines Elektroautos.

Wie gut sind E-Autos vor einem Brand geschĂŒtzt?

Elektroautos sind so gut vor BrĂ€nden geschĂŒtzt wie Verbrenner, sonst hĂ€tten sie keine Zulassung bekommen. Wenn ein Elektrofahrzeug brennt, ist die Antriebsbatterie fĂŒr gewöhnlich nicht die Brandursache. Die grösste Brandlast im Auto entsteht durch Kunststoffe und Reifen. Kunststoffe spielen in modernen Fahrzeugen eine vielfĂ€ltige Rolle, etwa als DĂ€mmung, SitzbezĂŒge, Armaturenbrett oder in der Verkleidung. Auch die Reifen sind ĂŒber die Jahre immer grösser und breiter geworden. Das gilt alles unabhĂ€ngig davon, ob es sich um ein E-Auto oder einen Verbrenner handelt.

Wie der Kraftstofftank beim Verbrenner ist auch die Antriebsbatterie beim E-Auto in einer crash-sicheren Zone untergebracht. So befindet sich der Tank hinten im unteren Teil des Fahrzeugs. Die Antriebsbatterie steckt im Unterbau des Fahrgestells. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Batterie bei einem Unfall Schaden nimmt. Sie steckt zudem in einem wasserdichten MetallgehÀuse.

Bei den Euro-NCAP-Crashtests und bei Crashtests des ADAC (Allgemeiner Deutscher Automobil-Club) ist noch nie ein Elektroauto in Brand geraten und kein Batteriepack je beschĂ€digt worden. Selbst bei gemeinsamen Crashtests der PrĂŒforganisation Dekra und der UniversitĂ€t Göttingen unter verschĂ€rften Testbedingungen kam es zu keinem Brand. Auch wenn die getesteten Autos hinterher ziemlich ĂŒbel aussahen.

Als Sicherheitsmassnahme unterbrechen Elektroautos bei einem schweren Auffahrunfall automatisch die Stromversorgung zur Antriebsbatterie. Dieser Schutzmechanismus greift zum Beispiel dann, wenn ein Airbag ausgelöst wird. FĂŒr RettungskrĂ€fte gibt es «Rettungskarten», welche zeigen, wo die Hochvoltbatterie getrennt werden kann. 

Richtig ist natĂŒrlich, dass auch die Antriebsbatterie zu brennen beginnen kann: Wenn ein Fahrzeug in Flammen steht oder der Aufprall so stark war, dass die Antriebsbatterie oder ihr GehĂ€use beschĂ€digt worden ist. Dann ist es durchaus möglich, dass eine Hochvoltbatterie mehrere Tage brennen kann.

Fakt ist aber auch: Die meisten Elektroautos auf Schweizer Strassen sind noch recht jung. Die Brandgefahr steigt mit höherem Alter, da die Materialien (besonders Kunststoffe) spröde werden und so KurzschlĂŒsse eher entstehen könnten. Nicht nur deshalb ist eine regelmĂ€ssige Wartung wichtig - wie bei einem Verbrennerauto auch.

Wie verhalte ich mich bei einem brennenden E-Auto?

Im Fall der FĂ€lle gelten dieselben Verhaltensregeln wie bei Verbrennern: 

  • Sicherheitsabstand: Du solltest dich möglichst rasch vom Fahrzeug entfernen. Es bleibt dabei jedoch genĂŒgend Zeit, verletzte Menschen aus dem Auto zu bergen. 
  • Sichern und alarmieren: Vor allem ist es wichtig, die Unfallstelle zu sichern und die Feuerwehr zu alarmieren. Der Hinweis, dass es sich um ein brennendes Elektrofahrzeug handelt, ist hilfreich, damit die RettungskrĂ€fte entsprechend planen können.


Ob eigene Löschversuche mit einem mitgefĂŒhrten Pulverlöscher sinnvoll sind, darĂŒber gehen die Meinungen auseinander. Zum Beispiel bei einem Brand im Motorraum. FĂŒr gewöhnlich haben Laien damit wenig Erfahrung und die mitgefĂŒhrten Löschmittelmengen sind zu gering. Auf jeden Fall solltest du dich durch Löschversuche keinem unnötigen Risiko aussetzen. Zum Beispiel ist es wichtig, keine Hochvoltkabel zu berĂŒhren – auch nicht indirekt, etwa durch einen Wasserstrahl, weil er ElektrizitĂ€t leiten kann.

Gut zu wissen: Als Warnhinweis sind alle Hochvoltkabel im Elektrofahrzeug orange ummantelt. Finger weg!

Wie löscht die Feuerwehr ein brennendes E-Auto?

Wie die Feuerwehr vorgeht, hĂ€ngt vom Ort des Brandes ab. Brennt es zum Beispiel im Motorraum, so wird sie das Feuer dort mit Löschschaum erstickt – genauso wie bei einem Verbrenner. Brennt bereits erkennbar die Antriebsbatterie, hilft nur sehr viel Wasser. Die Feuerwehr löscht mit dem Wasser in der Antriebsbatterie keinen Brand, sondern kĂŒhlt diese nur. Dies geschieht so lange, bis die dort infolge der Hitze unkontrolliert ablaufenden chemischen Reaktionen zum Erliegen kommen. Da Antriebsbatterien sehr viel Energie enthalten, kann das Stunden dauern. Vor allem muss die Feuerwehr sicherstellen, dass es spĂ€ter zu keinem erneuten Aufflammen kommt. Sie kontrolliert das etwa mit WĂ€rmebildkameras. Im Extremfall muss ein Elektroauto vorĂŒbergehend in einem feuerfesten, wassergefĂŒllten Container oder Sack gelagert werden. Dieses allerletzte Mittel fĂŒhrt fast zwangslĂ€ufig zum Totalschaden.

Laut dem Schweizerischen Feuerwehrverband werden die örtlichen Feuerwehren seit mehr als 20 Jahren mit Blick auf die Besonderheiten von E-Autos bei BrandbekĂ€mpfung und Bergung geschult.

Muss ich beim Parkieren mit Elektroautos in Tiefgaragen etwas beachten?

Die kurze Antwort lautet: nein. Aus Sicht von Versicherern und SachverstĂ€ndigenorganisationen gibt es keinen Grund, E-Autos die Einfahrt in Tiefgaragen zu verbieten. Die Empa, ein Forschungsinstitut der ETH ZĂŒrich, hat vor einigen Jahren Versuche mit brennenden Elektroautos durchgefĂŒhrt, um die Gefahr fĂŒr ParkhĂ€user und Tunnel zu bewerten. Dies geschah im Auftrag des Bundesamts fĂŒr Strassen. Ergebnis: Die Hitzeentwicklung ist nicht gefĂ€hrlicher als bei einem Verbrenner. Die Schadstoffemissionen sind vielleicht im Detail anders, aber genauso gefĂ€hrlich wie bei einem brennenden Diesel oder Benziner. Und: Eine moderne TunnelbelĂŒftung kommt auch mit den Emissionen eines brennenden Elektroautos klar.

Wie sieht der Brandschutz der Zukunft beim E-Auto aus?

Aktuelle Elektrofahrzeuge erreichen bereits das gleiche Sicherheitsniveau beim Brandschutz wie Verbrenner. Mit Blick auf die Antriebsbatterie forscht die Industrie trotzdem an neuen Überwachungsverfahren. So sollen sich zum Beispiel Komplikationen in einem Teil der Batterie schon sehr frĂŒhzeitig erkennen und automatisch Gegenmassnahmen einleiten lassen.

Auch die Chemie der Antriebsbatterien könnte sich mittel- bis langfristig Àndern. Heute sind es ja zumeist Lithium-Ionen-Batterien. Die Motivation, solche alternative Chemie zu entwickeln, ist die Aussicht auf geringere Kosten und grössere Reichweite. Allerdings wÀre zum Beispiel die Feststoffbatterie auch schwerer entflammbar als die Chemie heutiger Antriebsbatterien.

Brennt ein E-Auto, verhÀltst du dich wie bei einem fossilen Fahrzeug auch:Menschen in Sicherheit bringen, vom Auto entfernen und Hilfe holen.

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