Dass Batterien ein Knackpunkt für die Ökobilanz von E-Autos sind, ist unbestritten. Erst im letzten Jahr erhielten die drei Väter der Lithium-Ionen-Batterie den Chemie-Nobelpreis für ihre Grundlagenforschung in den 1980ern. Dank ihr wurden Handys, Laptops, Hörgeräte oder E-Autos überhaupt erst möglich. Nun, da Elektrofahrzeuge weltweit vor dem grossen Durchbruch stehen, feilen Forscher und Industrie an optimierten Rohstoffkreisläufen und Recyclingverfahren.
Das zweite Leben gebrauchter Akkus
Die Garantie der Hersteller auf einer E-Auto-Batterie liegt normalerweise zwischen acht bis zehn Jahren oder einer Laufleistung von rund 150‘000 Kilometern. Zu diesem Zeitpunkt vermag sie noch 70% ihrer ursprünglichen Leistung zu erbringen. Mehr als genug, um danach als stationärer Speicher weiterverwendet zu werden, beispielsweise
als Solarstromspeicher in Gebäuden mit Photovoltaik
als Powerbank in mobilen Schnellladestationen für E-Autos. Das System von VW beispielsweise kann bis zu vier Elektrofahrzeuge gleichzeitig laden und Strom zwischenspeichern. Auch Audi, Daimler und BMW setzen auf das Konzept des «Second Life».
als Stromspeicher für Kraftwerke, welcher dann angezapft wird, wenn die Energienachfrage besonders hoch ist.
Sogar Privatpersonen verwenden alte Li-Ionen-Batterien weiter. So hat Marco Piffaretti, Experte und Pionier für Elektromobilität in der Schweiz, eine Photovoltaik-Anlage zuhause, über welche er einen gebrauchten Akku in seiner Garage speist. Dieser dient als Tagespufferung für die Ladestation seiner E-Autos. «Dem Akku geht es besser als erwartet», freut er sich. «Es zeigt sich, dass das Second Life bedeutend länger dauern kann, als noch vor wenigen Jahren angenommen». Es seien wohl bis zu zehn Jahre Weiternutzung möglich. Insbesondere, weil eine Batterie im stationären Einsatz rund zehn mal weniger beansprucht wird als in einem Fahrzeug.
Heiss oder kalt: Bestes Recyclingverfahren gesucht
Alte Antriebsbatterien zu recyclen, dient der Kreislaufwirtschaft. Ziel ist, möglichst viel wertvolles Material zurückzugewinnen, zumal die Recyclingverfahren kapitalintensiv sind. So betont Christian Hagelüken vom belgischen Recycling-Konzern Umicore: «Recycling wird sich nur dann durchsetzen, wenn es sich wirtschaftlich betreiben lässt».
Derzeit gibt es zwei Möglichkeiten: Man schmilzt die Akkus ein oder schreddert und behandelt sie mit Chemikalien. Das Einschmelzen wird auch als «heisses Verfahren», der zweite Weg als «kaltes Verfahren» bezeichnet. Beim heissen Verfahren lassen sich die metallischen Bestandteile Kobalt, Kupfer und Nickel relativ einfach zurückgewinnen; im Fall von Kobalt sind es bis zu 95%. Bislang ist das heisse Verfahren unverzichtbar für das gleichzeitige Recycling unterschiedlichster Akku-Typen, wobei Kritiker seinen hohen Energiebedarf monieren.
Deshalb legen viele Unternehmen ihren Fokus auf das kalte Verfahren. Volkswagen beispielsweise nimmt in der Ortschaft Salzgitter noch im laufenden Jahr eine Pilotanlage in Betrieb, welche vorerst 3000 Akkus jährlich verarbeiten kann und eine Recyclingquote von 90% anstrebt. Auch das deutsche Unternehmen Duesenfeld forscht auf dem Weg jenseits des Einschmelzens und hat nahe Braunschweig eine Pilotfabrik eingerichtet. Schon im 2020 sollen 96% aller Akkumaterialien in einer Reinheit zurückgewonnen werden, die eine erneute Verwendung in der Batterieherstellung ermöglicht.
Auch die Schweiz sucht effizientere Wege
Nicht nur in Deutschland, auch hierzulande wird getüftelt. Der Importeurverband «Auto-Schweiz» sucht nach einer Branchenlösung fürs Akku-Recycling. Damit beauftragt wurde die Stiftung «Auto Recycling Schweiz», welche seit März 2019 zusammen mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA an diesem Projekt arbeitet. Bei der Evaluation des besten Recyclingsystems geht es laut EMPA nicht nur um die Zerkleinerung allein, sondern auch um den Aufbau einer Lieferkette, welche die Brandanfälligkeit von Batterien aus Unfallfahrzeugen reduziert.
Aus weiteren innovativen Schweizer Recyclingunternehmen leuchtet die E-Mobilitätsfirma Kyburz Switzerland AG (Freienstein) hervor. Der Hersteller der allseits bekannten Dreirad-Roller der Schweizer Post hat im September eine hausinterne Akku-Recyclinganlage eröffnet. Auch bei diesem Projekt stand die EMPA Pate. Die Grundidee des Recycling-Prozesses: optimales Entladen, sorgfältige Zellenzerlegung und die Aufreinigung mittels Wasser anstelle von Chemikalien.
Teil ganzheitlich betrachteter Ökobilanzen
Marco Piffaretti, der auch die E-Offensive bei der Carsharing-Anbieterin Mobility anleitet, unterstreicht, wie wichtig eine breit gefasste ökologische Bewertung von E-Mobilität ist. «Heute konzentriert man sich stark auf Verbrauchs- und Emissionsdaten während des Fahrens. In Zukunft wird der gesamte Zyklus von der Fahrzeugherstellung bis hin zu Recycling und stofflicher Wiederverwertung relevant sein.» Dies nicht nur für die Autohersteller, sondern auch für Abnehmer wie Mobility, welche ihre Flotte komplett auf E-Autos umstelle und bis 2040 klimaneutral werden wolle. «Es ist jede Anstrengung zu begrüssen, die Elektromobilität noch nachhaltiger macht», schlussfolgert der Experte.
Bemerkungen
Mir tut weh, dass namhafte E-Mobility Akteure wie Nissan, Renault, etc. mit Begriffen bei BEV* wie ZE > Zero-Emission, Marketing betreiben, obwohl diese wissen, dass das mit keinem Mobilitätssystem möglich ist, ausser mit der eigenen Energie. Begriffe wie Low-Emission würden 100% BEV während der Fahrt darstellen, dann müsste darauf hingewiesen werden, nach wieviel km Fahrt der grössere Fussabdruck der Herstellung, durch Low-Emission, während der Fahrt kompensiert wird.
Als Co2 Kompensatoren sollen BEV Zero-Emission, als reale BEV hohe, ähnliche, höhere Co2 Werte wie ICE-Verbrenner haben, das soll aufgelöst werden.
Aus unklaren Aussagen höre ich:
Ich bin ein Befürworter E-mobilität
Ich bin ein Kritiker
Ich bin ein Gegner
An diesem Dialog beteilige ich mich seit TourdeSol 1987,
Hansruedi Würsch,
Aktivist E-Ladeinfrastruktur & E-Carsharing
Mobility bewertet die Fahrzeug-Emissionen heute nach Well-to-Tank und beabsichtigt ab 2023 nach Well-to-Wheel zu bewerten und im nächsten Schritt, spätestens ab 2030, gemäss LCA (Life Cycle Assessment), also inklusive Herstellung und Recycling. Diese Kriterien werden in der Beschaffung der Fahrzeuge gegenüber dem Anbieter gestellt. Siehe auch https://www.energieschweiz.ch/page/de-ch/Wie-umweltfreundlich-ist-ein-Elektroauto-oder-ein-Benziner
leider stammt der strom für die vielen Autos keineswegs aus erneuerbaren energien wie gerne behauptet wird sondern ist überwiegend fossil. Dazu eine ganz einfache Modellüberlegung: Habe Europa insgesamt 40 % Ökostrom, 40% Fossilen Strom und 20% Atomstrom. Soll nun im Grossen stil Verkehr elektrifiziert werden, muss bspw die Stromertzeugung von 100% auf 120% steigen. Der E-Auto lobbyist wird argumentieren, dass man 20% Ökostrom zubaut, seien es Wind und Sonnenstrom. Würde man den verkehr nicht elektrifizieren, könnte man den trotzdem zubauen und den fossilen Teil von 40 auf 20% reduzieren. Das heisst, solange man fossilen Strom substituieren könnte, ist der Zusatverbrauch durch den Verkehr fossil zu decken, oder alternativ kann der gebrauchte Strom keinen fossilen ersetzen. Das kommt für die umwelt auf das Gleiche heraus, nur das Symbol ist ein anderes und wir brauchen nicht Symbole.
Richtig ist, dass im Kurzstreckenverkehr (also bei Mobility) verbrenner sehr ineffizient sind. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man bei vergleichen mit fossilem strom rechnen muss, und auch dort nicht mit dem bestmöglichen sondern mit Reservekapazitäten. Dann ist ein sparsamer Diesel plötzlich ziemlich gut, jedenfalls viel besser als die subventionshungrige Elektroindustrie glaubhaft machen will.