Andreas Uebelbacher, wir sind beeindruckt. Du hast schon ĂĽber 12'000 Kilometer mit Elektroautos von Mobility absolviert. Das ist mehr als jeder andere Privatkunde!
Das hat mich schon etwas ĂĽberrascht (lacht), obwohl ich mir durchaus bewusst bin, dass ich viel mit Mobility unterwegs bin. Die Zahl gefahrener Kilometer kann man auch kritisch sehen. Es freut mich aber, in der Elektro-Rangliste oben mitzufahren.
In welchen Situationen greifst du auf das Carsharing-Angebot zurĂĽck?
Ich habe kein eigenes Auto und bin in Zürich, wo ich wohne und arbeite, stets mit dem Velo oder dem ÖV unterwegs. Ich fahre jedoch regelmässig nach Engelberg, um meine Mutter zu besuchen. Mit dem Auto spare ich ungefähr die Hälfte der Reisezeit.
Du bist seit 2006 Genossenschafter von Mobility. Wie kam es dazu?
Ich habe mich relativ spät dazu entschieden, den Führerschein zu machen. Zu diesem Zeitpunkt lebte ich bereits in Zürich und weit weg von meinen Eltern. Weil ich keinen Zugang zu einem Auto hatte, nutzte ich Mobility, um mit Kolleginnen und Kollegen Lernfahrten zu absolvieren. Ein Vorteil: Ich lernte gleich von Anfang an den Umgang mit verschiedenen Fahrzeugtypen.
Damals hatten wir noch keine Elektrofahrzeuge im Portfolio. Woher kommt dein Interesse an dieser Antriebsform?
Als Mobility 2013 die ersten E-Autos anbot, war ich erst zögerlich, hatte dieselben Vorurteile und Unsicherheiten wie andere auch. Ich arbeite in der IT und bin stets interessiert an neuen Technologien - und siehe da: Einmal ausprobiert, hat es mich von Anfang an gepackt. E-Autos sind einfach im Handling, funktionieren zuverlässig – zudem ist das Fahrgefühl grandios.
Du mietest Elektroautos, weil es Spass macht?
Das ist einer der Gründe. Obwohl ich kein eigenes Auto besitze, fahre ich gerne. Das Fahrzeug ist für mich mehr als nur ein Mittel, um von A nach B zu kommen. Ich gebe zu, ich geniesse die Beschleunigung, das hohe Drehmoment. Selbst mit einem kleinen Renault Zoé oder dem VW ID.3 lässt man manchen PS-starken Benziner hinter sich. Obwohl man also (weitgehend) CO2-frei unterwegs ist, muss man nicht auf ein tolles Fahrgefühl verzichten.
Es gibt zahlreiche Klischees gegenĂĽber Elektrofahrzeugen. Du selber hattest keinerlei Vorbehalte?
Natürlich hatte ich zu Beginn Bedenken. Ein grosses Thema war die Reichweite. Schaffe ich es mit dem Auto ans Ziel – und vor allem wieder zurück? Wenn ich vor einigen Jahren meine Mutter besuchen wollte, musste ich das Auto in Engelberg stets laden. Heute reicht die Batterie locker hin und zurück (total ca. 170 Kilometer, Anmerkung der Redaktion). In diesem Bereich hat sich extrem viel getan.
Dann hast du noch nie negative Erfahrungen mit Elektroautos gemacht?
Doch, da gab es einige Situationen. 2019 verbrachte ich mit meiner Familie zwei Wochen in England. Ich entschied mich - teils trotz der Bedenken meiner Familie - den vollelektrischen Jaguar I-Pace zu mieten. Ein cooles und schönes Auto, das uns viel Freude bereitete. Allerdings gestaltete sich die Suche nach Ladestationen schwierig und mühsam. So brauchte man zum Beispiel für jeden Ladenetz-Anbieter eine eigene App. Insgesamt war das interessant, aber vereinzelt wurde die Reise zum Stresstest für die ganze Familie. Auch bei Mobility gab es schon Zwischenfälle.
Erzähle.
FrĂĽher habe ich auch schon mal ein Auto ĂĽbernommen, das nicht geladen war. Heute kommt das glĂĽcklicherweise praktisch nicht mehr vor.
Was machst du, wenn an deinem Mobility-Standort kein E-Auto verfĂĽgbar ist?
Ich fahre möglichst konsequent elektrisch und habe kein Problem damit, dafür einen weiteren Weg in Kauf zu nehmen. In diesem Fall steige ich aufs Velo und fahre bis zum nächsten Standort, wo ein E-Auto verfügbar ist. Dass ich dadurch etwas mehr Bewegung bekomme, ist ein schöner Nebenaspekt.
Du fährst gerne Auto, besassest aber nie selber eines. Warum?
Hätte ich ein eigenes Auto in der Garage, würde ich automatisch mehr fahren. Wir Menschen gehen meistens den Weg des geringsten Widerstandes. Deshalb habe ich mich bewusst gegen ein eigenes Auto entschieden. So nehme ich nur dann ein Auto, wenn ich es auch wirklich brauche. Da ich in der Stadt wohne und arbeite, funktioniert das sehr gut.
Mobility will seine Flotte bis 2030 komplett elektrifizieren. Wie beurteilst du die Antriebswende?
Das ist sicher eine gute Sache, die Antriebswende allein ist aber kaum die heilbringende Lösung. Aufgrund gegenwärtigen Wissensstandes sind Elektrofahrzeuge gegenüber den Benzinern umwelttechnisch im Vorteil, aber auch mit diesen Autos verstopfen wir die Strassen und vergrössern unseren «Fussabdruck». Aus meiner Sicht braucht es deshalb nicht nur eine Antriebswende, sondern auch eine Verhaltensveränderung. Viele Leute besitzen ein eigenes Auto, obwohl dies nicht nötig ist und das führt automatisch zu mehr Fahrten. Umso wichtiger ist deshalb, dass Mobility seine Carsharing-Pionierrolle weiterhin wahrnimmt.
Du bist von der Elektro-Technologie ĂĽberzeugt. Legst du auch sonst Wert auf einen umweltbewussten Lebensstil?
Je älter ich werde, desto mehr beschäftigt mich das Thema der Verschwendung. Ich versuche deshalb, mit den vorhandenen Ressourcen so bewusst wie möglich umzugehen. Aber natürlich: Auch ich bin kein Heiliger. Vergangenes Jahr verbrachten wir seit langem wieder einmal unsere Sommerferien weiter weg, in Amerika. Zudem habe ich vor über zehn Jahren auch schon mal einen Aston Martin für einige Tage gemietet, was ein faszinierendes Erlebnis war. Ich eigne mich deshalb nicht als Moralapostel. Wichtig finde ich einfach, dass sich die Menschen ihres Tuns und Handelns bewusst sind. Jeder und jede ist für ihr Verhalten verantwortlich und sollte versuchen, nach den eigenen Möglichkeiten den ökologischen Fussabdruck auf der Erde zu verringern.
Du bist langjähriger Mobility-Nutzer. Gibt es Dinge, die wir verbessern könnten?
Zweifellos. Ich weiss, dass ihr stolz seid auf die neue App. Aber ich bringe sie auf meinem Mobile ohne Google-Services nicht zum Laufen, das ist für mich bezüglich Datenschutz ein No-Go. Zudem gibt es auch auf der Website Verschiedenes, was optimiert werden sollte – so etwa das störende Video auf der Startseite oder die Zeiteingabe in der Buchung. Auch barrierefrei ist die Website nicht. Ich beschäftige mich allerdings beruflich intensiv mit den Themen User Experience (UX) und Barrierefreiheit, weshalb ich diesbezüglich vielleicht besonders kritisch bin. Insgesamt ist das aber Klagen auf hohem Niveau. Mobility ermöglicht mir seit bald 20 Jahren, Mobilität in meinem Leben ganz ohne eigenes Auto zu bestreiten – das schätze ich sehr.
Fotos: Patrick Besch
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Bemerkungen
Danke fĂĽr Information, dass bereits 17% der Mobility-Autos elektrifiziert sind bei einem Schweizer Durchschnitt von mickrigen 3.3%.
An meinem Wohnort betragt diese Quote NULL Prozent! Und dies bei 7 Standorten mit 21 Fahrzeugen. Und dies, obwohl dieses Defizit seit Jahren (!) moniert wird.
Nein, liebe Freunde, das gibt keinen Orden. Macht jetzt endlich vorwärts mit der Elektrifizierung der Autos in Olten. Ich möchte auch einmal das Problem der mangelnden Reichweite oder der unterschiedlichen Ladesysteme haben. Ich möchte auch einmal den Gutschein für eine Elektrofahrt einlösen oder gar den unbeschreiblichen "Spass an der Beschleunigung oder des hohen Drehmomentes" haben.
Vor Jahren bereits habe ich mich mit Verve für die zügige Transformation zur Elektromobilität eingesetzt und bin nun ernüchtert, wie Jahr für Jahr in bestem Marketingsprech und Selbstbeweihräucherung die Fortschritte gelobt werden ohne zu liefern.
Es gibt neben den prestigeträchtigen Leuchtturm-Standorten auch noch andere Standorte. Setzt bitte endlich um!
Schöne Grüsse Roland Horala
Ich bin auch nicht begeistert von der neuen App und reserviere deshalb wieder konsequent im BĂĽro auf dem Computer!