Bis 2030 will Mobility die gesamte Fahrzeugflotte elektrifiziert haben. Das sind 3'000 Fahrzeuge verteilt auf 1'500 Standorte. Schon heute haben die Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, in der ganzen Schweiz E-Fahrzeuge zu mieten. Und die Zahl nimmt laufend zu: «Bald werden wir den 500. Elektro-Standort in Betrieb nehmen», kündigt Pascal Barth an. Der 34-jährige Elektroingenieur ist bei Mobility für die Organisation und Umsetzung der Ladeinfrastruktur zuständig. Bei 1'500 Standorten kein einfacher Job. «Die Umstellung der bestehenden Infrastruktur ist eine Herkulesaufgabe.»
Viel Erfahrung mit Carsharing, aber…
Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, hat Mobility nicht zuletzt ins eigene Personal investiert. «Wir verfügen über grosse Erfahrung im Carsharing, aber noch wenig im Bereich der E-Mobilität», sagt Barth. Dies ändere sich aber fortlaufend. In den letzten Jahren hat die Genossenschaft mehrere Elektrospezialisten rekrutiert, zudem werden die Gebietsverantwortlichen und andere Mitarbeitende geschult.
Mit ins Boot holen will Mobility aber nicht nur das eigene Personal, sondern auch die Vermieterinnen und die Eigentümer der Parkplätze. «Die Umrüstung ist insbesondere deshalb anspruchsvoll, weil die Parkplätze nicht uns gehören. Wir sind überall nur Mieter», erklärt Barth. Mobility kann also nicht selber entscheiden, ob und wann ein Standort umgerüstet wird. «Bei diesem Vorhaben sind wir auf den Goodwill der Eigentümer angewiesen.» Und diesen muss sich Mobility oftmals erarbeiten. Der Hauptgrund: Genauso wie Mobility viel Geld in die neue E-Flotte investiert, gibt es auch die Parkplatzumrüstung nicht gratis. Die Kosten pro Standort variieren zwischen 700 und 20'000 Franken. Geld, das in aller Regel von der Eigentümerschaft investiert oder zumindest mitfinanziert werden muss.
Ein halbes Jahr pro Parkplatz
Insgesamt führt Mobility in den kommenden Jahren Verhandlungen mit rund 1'000 Vermieterinnen und Vermietern. Dabei handelt es sich entweder um private oder um juristische Personen. «Vom staatlichen Unternehmen bis zur Einfamilienhausbesitzerin ist alles dabei», sagt Barth. Oder anders: «Wir haben 1'500 Standorte – und damit 1'500 Sonderlösungen.» Im Vergleich zu einem herkömmlichen Parkplatz gestaltet sich die Realisierung eines Elektrostandorts deshalb ungleich komplizierter und aufwändiger. Das zeigt sich nicht zuletzt auch im zeitlichen Auwfand, den Mobility in die Parkplatz-Gewinnung investiert. Bei einem fossilen Parkplatz vergingen vom Erstkontakt mit dem Vermieter bis zur Anlieferung des Mobility-Fahrzeugs in der Regel vier Wochen. Für einen Elektroparkplatz rechnet Mobility aktuell mit einem zeitlichen Aufwand von mindestens einem halben Jahr – also rund sechsmal mehr.
Die Technik ist die kleinste Herausforderung
«Manche Vertragspartner sind sehr offen und motiviert für die Elektrifizierung ihrer Parkplätze. Andere sind eher zurückhaltend», weiss Barth. Das sei verständlich, denn schliesslich sei die Umrüstung auch für die Eigentümerinnen und Eigentümer mit gewissen Aufwendungen verbunden. Ist sich Mobility mit dem Vermieter einig, stehen verschiedene Investitionen an: Dazu gehört zum Beispiel die Beschaffung der Ladestation sowie die Installation und Inbetriebnahme der Ladeinfrastruktur. Üblicherweise stellt der Standorteigentümer den Netzanschluss zur Verfügung, während Mobility die Ladestation installiert. «Dabei sind wir stets darum bemüht, die Umrüstung so günstig wie möglich umzusetzen», so Barth. Ideal sei, wenn sich der Parkplatz in der Nähe eines Gebäudes befindet. «Dann können wir die bestehenden Ausgänge nutzen, um die Energie anzuzapfen.» Technisch sei dies keine grosse Sache. «Ein Kabel zu ziehen und anschliessend eine Ladestation dranzuhängen, geht relativ schnell.» Die Herausforderungen bezüglich der Finanzierung sowie im Bereich des Mikroprojektmanagements seien wesentlich grösser. Immerhin: Der Wartungsaufwand eines Elektroparkplatzes hält sich in Grenzen. «Wir machen einmal im Jahr eine Minimalwartung. Zudem müssen elektrische Anlagen, die im öffentlichen Raum stehen, alle fünf bis zehn Jahre einer umfassenden Kontrolle unterzogen werden.»
«An unserem Ziel gibt es nichts zu rütteln»
Wurden in den vergangenen drei Jahren jeweils zwischen 100 und 200 Parkplätzen pro Jahr umgerüstet, soll die Kurve in den kommenden Jahren stark ansteigen (siehe Grafik). «Im Moment sind wir noch in der Aufbauphase, aber ab dem kommenden Jahr können wir voll beschleunigen», betont Barth. «Aktuell konzentrieren wir uns auf die grössten und am stärksten frequentierten Standorte.»
Ob Mobility sein grosses Ziel erreicht, hängt nicht nur von den Vermietern und den Eigentümerinnen der Parkplätze ab, sondern auch von den politischen Rahmenbedingungen. «Dass der Bundesrat den Ausbau von Ladeanlagen in den kommenden Jahren mit 180 Millionen Franken fördern will, begrüssen wir natürlich sehr.» Barth hofft, dass sich künftig auch die Gemeinden und Städte (noch) mehr mit dem Thema befassen. Auch wenn die Herausforderungen bezüglich der Elektrifizierung gross sind, betont Barth: «Wir halten an unserem Ziel fest. Bis 2030 wollen wir unsere Fahrzeugflotte dekarbonisiert haben – dafür setzen wir uns jeden Tag mit ganz viel Herzblut ein.»
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Bemerkungen
1. Aufladezeit bei Rückgabe und Abholung: wie kann ich sicher sein, dass ich bei Fahrtantritt ein vollständig aufgeladenes Auto zur Verfügung habe? Im Moment sind die Aufladezeiten noch relativ von langer Dauer.
2. Praktische Erfahrung nach längerer Fahrt: fehlendes passendes Anschlusskabel, somit war die Ladestation an einem notwendigen Ort nicht benutzbar. Dank super Fahrweise und veränderter Streckennutzung meines Sohnes konnten wir eine Ladestation an der Autobahn erreichen, hatten dort allerdings fast eine Stunde Aufenthalt. Anteil Lotteriespiel.
3. Allgemeine Bemerkung zu Umstellung: Neue Autos kosten, die Umstellung braucht Strom in der Erzeugung und bezüglich Batterie mehr Rohstoffe; Entsorgung der früheren Flotte kostet und belastet Umwelt. Es ist langfristig keine Lösung sie in ferne Länder abzugeben, wo sie teilweise verbrannt werden und über die ganze Welt die verschmutzte Luft wieder verteilt wird. Auch der Elektrostrom muss erzeugt werden/inklusive Investierung in neue Bauten/Umbauten/neue Stromversorgermodelle. etc. Also erscheint mir diese Freude an der Elektromobilität in manchen Teilen wie ein Schildbürgerstreich.
Persönlich glaube ich hier nicht an Umweltfreundlichkeit und eine gute Kosten-Nutzen-Rechnung. Umweltfreundlich wäre z.B. der Verzicht auf hohe Nutzung Auto, Autoteile wie der ursprüngliche Gedanke der Genossenschaft war. Aber das Unternehmen hat sich in eine andere Richtung entwickelt.
4. Ich selbst nutze das Auto praktisch nicht mehr, da der Standort 3 km entfernt ist, mit dem Bus habe ich eine halbe Stunde hin und zurück und manchmal keinen öffentlichen Verkehrsanschluss, um gut heim zu kommen.
Unser Standort wurde trotz sehr hoher Mitglieder/Personenauslastung geschlossen, da er zu wenig rentierte in der Anzahl Kilometer.
Ich finde die Strategie von Mobility total falsch! Das wird viel teurer und Mobility wird klar Marktanteile verlieren. Diese Schnappsidee war von Anfang an schlecht und ich sehe mit grossen Sorgen 2030 entgegen, aber wsh. fahre ich dann gar nicht mehr Auto!
Vielen Dank für deine Nachricht. Wir sind von unserer Vision - einer emissionsfreien und geteilten Mobilität - überzeugt und werden alles daran setzen, unser Ziel bis 2030 zu erreichen. Wir wünschen dir weiterhin eine gute Fahrt.