«Zu viele Dinge verbrauchen einen»

Könntest du innerhalb eines Monats über 450 Gegenstände aussortieren? Genau das passiert bei der «Minsgame-Challenge». Vanessa Lange hat teilgenommen und erzählt von ihren Erfahrungen.

10.09.2020

  • Lifestyle

Vanessa, wie kommst du auf die Idee, an einer Ausmist-Challenge teilzunehmen?

Ich bin auf Facebook darauf gestossen. Jemand hat in einer Gruppe über Mindful Parenting («achtsames Elternsein») darüber gepostet und Leute gesucht, die mitmachen. Es geht darum, über dreissig Tage hinweg jeden Tag einen Gegenstand mehr auszusortieren. Also: am ersten Tag ein Ding, am zweiten Tag zwei Dinge, bis dreissig Dinge am dreissigsten Tag. Ich fand das eine super Idee.

Warum sprach dich das an?

Ich habe schon immer gerne aussortiert. Es passiert ja so schnell, dass Sachen ins eigene Haus wandern. Es braucht dann weniger Zeit, sie zu behalten, als sie auszumisten. So sammeln sie sich mit der Zeit auch an, ohne, dass man grundsätzlich materiell veranlagt ist.

Das stimmt. Und wieso gerade diese Challenge?

Mich reizte die Form der Challenge, weil sie eine Struktur vorgibt. Der Auftrag, die einzelnen Schritte und der Abschluss sind klar. Das vereinfacht es. Und es entlastet, dass man nicht alles an einem Tag machen muss.

« Bei mir entstand weniger ein Gefühl von ‹Ballast loswerden›, sondern ein Gefühl von Überblick. »
Vanessa Lange

Was war dein persönliches Ziel?

Es ging mir nicht darum, am Schluss möglichst wenig zu besitzen. Ich würde mich nicht als Minimalistin in dem Sinne bezeichnen, dass ich alles aufs absolute Minimum reduzieren will. Gleichzeitig bin ich auch keine Horterin. Es stresst mich einfach nur, zu viele Sachen um mich zu haben. Ich muss mich ja um sie kümmern, muss sie aufräumen, ordnen, waschen, flicken, nutzen. Dass zu viele Dinge mich verbrauchen, war mir seit eh und je bewusst.

Wie leicht fiel dir die Challenge?

Bis zum zehnten Tag fand ich es sehr einfach. Die aussortierten Gegenstände können ja auch extrem klein sein. Da findet man schnell mal ein Shampoomüsterli oder Ähnliches. Ausserdem sind es am Anfang noch nicht so viele Dinge pro Tag.

Vanessa Lange hat es ausprobiert – und würde wieder teilnehmen.

Ab wann wurde es schwieriger?

Ganz ehrlich: Ich brach die Challenge etwa bei Tag 15 ab. Aber nicht, weil ich es schwierig fand, Dinge zum Aussortieren zu finden. Sondern weil es Zeit braucht, sie in die Hand zu nehmen, zu überlegen, eine Entscheidung zu treffen und sie vielleicht wieder neu einzuräumen. Diese Zeit hatte ich irgendwann nebst Arbeit und Kindern nicht mehr. Das ist schade, denn ich hätte die Challenge gern bis zum Ende durchgezogen. Und ich bilde mir zumindest ein, ich hätte auch bis zum letzten Tag Sachen zum Aussortieren gefunden. Bis ich aufhörte, war ich noch nicht mal im Keller angelangt.

Der berühmt-berüchtigte Keller… Da sammelt sich über die Jahre vieles an. Rückblickend: Welchen Effekt hatte die Challenge auf dich?

Es ist schön, wenn Platz frei wird – auch für andere Dinge, die schöner sind oder relevanter für mein Leben. Und man entscheidet sich ja nicht nur gegen gewisse Sachen, sondern auch für diejenigen, die man behält: Man weiss, dass sie Sinn für einen machen. Bei mir entstand daher weniger ein Gefühl von «Ballast loswerden», sondern ein Gefühl von Überblick: darüber, was ich alles besitze, und das Gefühl, meinen Haushalt «im Griff» zu haben. Das fand ich sehr positiv.

Also ein lohnendes Erlebnis?

Ja. Vielleicht mache ich die Challenge in Zukunft nochmals.

So funktioniert das Minsgame

Das «30-Day Minimalism Game» oder kurz «Minsgame» wurde von den Amerikanern Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus (www.theminimalists.com) entwickelt. Das Ziel: Über 30 Tage hinweg jeden Tag einen Gegenstand mehr aus dem Zuhause räumen – von einem Artikel am ersten Tag bis zu 30 Dingen am dreissigsten Tag. Insgesamt kommst du so auf 465 aussortierte Dinge. Die Erfinder schlagen ausserdem vor, dass du dich dazu mit jemand anderem zusammentust. So bleibst du eher dran, und ihr könnt vorher vereinbaren, was der eine gewinnt, falls der andere früher aufgibt. Auf Facebook, Twitter und Instagram teilen Teilnehmer/innen ihre Erfahrungen unter #minsgame.

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