Norwegen-Reise im Elektroauto? Geht! Einigermassen. Ein Erfahrungsbericht.

Eine Sommer-Ferienreise im Elektroauto. Geht das? Wie fährt es sich, wenn man nicht genau weiss, wo die nächste Ladestation steht? Der Mobility-Mitarbeiter Adrian Boller wagte einen Selbstversuch in Norwegen.

15.10.2021

  • Nachhaltigkeit

  • Lifestyle

Noch haben viele Schweizerinnen und Schweizer Ängste, wenn es um Elektroautos geht. Ganz oben auf der Liste steht dabei die noch geringe Dichte des öffentlichen Ladenetzes und die damit verbundene – aber unbegründete – Sorge, unterwegs stehen zu blieben. Adrian Boller, Senior Product Manager bei Mobility, wollte Elektromobilität auf Herz und Nieren testen. Und machte sich auf nach Norwegen, ins Königreich der Elektrofahrzeuge. Denn nirgends auf der Welt werden proportional mehr Elektros und Hybride zugelassen als im Land der Fjorde (im September 2021 waren es neun von zehn Neuzulassungen). Und was gibt es Schöneres, als in einem Elektrofahrzeug lautlos durch die herbstgoldigen Lofoten zu gleiten?

Rundreise mit dem Elektroauto durch Norwegen

Natur und Elektromobilität: Das passt!

Am Flughafen von Bodø nehmen wir voller Vorfreude unseren vollgeladenen VW ID.4 entgegen und setzen mit der Fähre auf die Lofoten über. Dabei erleben wir die erste positive Überraschung: Elektrofahrzeuge berappen für die Fähre einen stark reduzierten Preis. Angelegt, losgefahren, und schon macht unser Herz erste Freudensprünge: Die stillen Fahreigenschaften unseres Elektroautos könnten nicht besser zur naturbelassenen, wild-rauen Umgebung zwischen Berg und Meer passen. Jede Erkundungsfahrt ist ein wahrer Genuss. Ausserdem reichen die 400 Kilometer Batterienreichweite entspannt für mehrere Fahrtage. So rauschen wir durch die Täler und entlang der Fjorde, bis der erste Ladestopp ansteht.

Leider nicht jede für alle

Die Frage, «wo» wir laden können, erübrigt sich, denn glücklicherweise bietet unsere erste Unterkunft ihren Gästen eine kostenlose Ladestation. Marke: Tesla. Der Vermieter versichert uns, dass diese auch für Fahrzeuge anderer Hersteller funktioniert – liegt damit aber leider falsch. Es tut sich rein gar nichts. Also weichen wir auf eine normale Aussensteckdose aus und laden unseren Wagen über Nacht mit 2 statt 11 kW. Das reicht jeweils für unsere Fahrten zu den Wanderungen und zurück, über die Tage häufte sich sogar ein solides Ladungsplus an.

Voll digital unterwegs

Auf langen Strecken (wie von den Lofoten nach Tromsø) funktioniert das Laden hingegen einwandfrei: Die allermeisten Ladestationen sind – inklusive Belegungsanzeige – auf Google Maps eingetragen, genauso wie im fahrzeugeigenen Navigationssystem.

Einmal vorgefahren heisst es: Einstecken, QR-Code scannen, Kreditkarteninformation online eingeben und los. 50 kW reichen hierfür völlig aus, denn nach drei Stunden Fahrzeit können wir einen halbstündigen Verpflegungshalt gut vertragen. Danach kommen wir wieder locker zwei Stunden weiter. Mit etwas Glück kommt man vereinzelt sogar in den Genuss von 75- oder gar 100-kW-Ladestationen. Was hingegen wirklich mühsam ist: Je nach Anbieter führt kein Weg am Download dessen App oder an einer Registrierung vorbei, was sich für Gelegenheitsnutzer oder uns als Touristen mehr nach Rück- statt Fortschritt anfühlt.

Je weiter weg vom Schuss, desto schwieriger

Auf Senja, einer äusserst dünn besiedelten, fjordreichen Insel (5 Pers. / km2; Schweiz 219 Pers. / km2), geniessen wir spektakuläre Wanderungen. Allerdings beschreitet man einen ebenso steinigen Weg, wenn es um das öffentliche Laden geht. So ist der nächste Charger zwar wunderschön an der Spitze eines Fjordausläufers gelegen, jedoch stolze 35 Fahrminuten von unserem Häuschen entfernt. Meine Suggestivfrage an Vermieter Sven-Erik, ob er eine nähere Säule kenne, kann ihn leider nicht dazu bewegen, seine Aussensteckdose anzubieten.

So machen wir uns nach dem Nachtessen in warmen Kleidern und mit Tee im Gepäck auf den Weg – mit der romantischen Vorstellung, das Auto zu laden und vor Ort Nordlichter zu «jagen».

Die E-Station, in einem Hotelkomplex stationiert, erfordert jedoch einmal mehr eine App-Registrierung, welche ohne norwegischen Wohnsitz jedoch nicht abschliessbar ist. Touristenfreundlich ... Netterweise kann uns der Herr am 24h-Supporttelefon darin unterstützen, einen norwegischen Datensatz zu erfinden, sodass wir das Fahrzeug endlich aufladen können.

Nach erfolgloser Ausschau nach Aurora bei Kälte und Wind schwingen wir uns zurück in unseren VW. Die bittere Erkenntnis: Nur ein Drittel der erwarteten Leistung ist in die Batterie geflossen. So wurde unser Charging- und Aurora-Trip in jeder Hinsicht zum Netto-Null-Ausflug.

Es bleibt uns nichts anderes übrig: Wir beschliessen, das Fahrzeug gegen den Willen unseres Vermieters über Nacht am Häuschen einzustecken. Sven-Erik: We are sorry, but thank you!

Die Ladesäule ist schwerer zu finden als gedacht.

Schwierige Parkmanöver für ein wenig Saft

Unsere Ferien neigen sich dem Ende zu. Auf der Rückfahrt nach Bodø machen wir bei einer Säule mit interessantem Layout halt: Die Fahrrichtung der schmalen Parkgasse und die Anordnung in Schrägparkplätzen verleitet eindeutig zum Vorwärtsparkieren. Gesagt, getan. Doch nun ist das Ladekabel zu kurz, um die hinten am Fahrzeug liegende Buchse zu erreichen. Unter ungeduldiger Beobachtung norwegischer Benzinautofahrer manövrieren wir so lange, bis wir es endlich schaffen. Wenigstens beobachten wir danach andere Wagen, die das Problem nicht besser lösen als wir. Wir fragen uns aber, mit welcher angenommenen Fahrzeuglänge die planenden Ingenieure hier Hand angelegt haben.

Elektroautos aufladen ist nicht immer einfach.

Fazit: Cool, aber …

Nach über 2000 elektrischen Kilometern und mit wunderschönen Ferien- und Wandererinnerungen im Gepäck sind wir zurück in Bodø. Das Fahrzeug mit seinen Gadgets und Assistenzsystemen? War sensationell. Das öffentliche Laden? Meist ganz okay, wenn auch teilweise etwas schwieriger aufgrund der geringen Netzdichte in abgelegenen Gebieten und der verschiedenen Registrierungspflichten. Trotzdem sind wir überzeugt: The Future is now, und deshalb würden wir es wieder gleich machen. Denn es ist ein gutes Gefühl, nachhaltig zu reisen. Was uns überrascht: Im Vergleich mit der Schweiz stellten wir auf Google Maps fest, dass die geografische Ladenetzdichte in der Schweiz schon einiges höher ist als in Nord-Norwegen. Wir sind also auf einem guten Weg.

Norwegen mit dem ID4 von VW

Was Mobility besser macht als die Norweger

 Als Mobility-Kund*in dürfen Sie sich auf die Elektro-Zukunft freuen:

  • Jede Return-Fahrt startet ab einer Ladesäule. So stellen wir sicher, dass die Batterie immer genug geladen ist. Und wenn die Fahrt mal länger dauert, können Sie kostenfrei an Swisscharge-Ladepunkten in der ganzen Schweiz nachladen.
  • Sie müssen beim Laden an nichts denken: Wir übernehmen für Sie die Registrierung und die Bezahlung fürs Laden unterwegs. Ausserdem stellen wir sicher, dass 100% Ökostrom in die Batterie fliesst.
  • Wir bieten verschiedenste Elektromodelle an und bauen unsere Flotte kontinuierlich aus. 
Mobility Mitarbeiter Adrian Boller auf seiner Reise durch Norwegen.
Mobility Mitarbeiter Adrian Boller auf seiner Reise durch Norwegen.

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