Sharing Economy, die COVID-19-Pandemie und E-Bikes:
Das Mobilitätsbedürfnis der Schweizerinnen und Schweizer befindet sich im Wandel. Florian Weber ist Baudirektor des Kantons Zug. Im Interview gibt er Auskunft darüber, wie sich das veränderte Mobilitätsverhalten auf die Mitarbeitenden der Baudirektion auswirkt.
Mobility: Die COVID-19-Pandemie hat die Zusammenarbeit in vielen Teams in der ganzen Schweiz stark verändert. Wie wirkt sich die Pandemie auf das Mobilitätsbedürfnis Ihrer Mitarbeitenden aus?
Weber: Wir sind verantwortlich für den Verkehr auf den Kantonsstrassen. Dabei erheben wir laufend Verkehrszahlen und analysieren, wie sich diese verhalten. In diesen Zahlen zeigen sich die Auswirkungen der Pandemie. Gleichzeitig verändern sich auch die Ansprüche und Anforderungen an unseren Betrieb. Die Homeoffice-Pflicht prägt das aktuelle Mobilitätsbedürfnis der Mitarbeitenden. Unser Team ist sehr heterogen. Viele arbeiten nicht im Büro, sondern draussen vor Ort; andere benötigen spezielles Büroequipment. Für jeden einzelnen Mitarbeitenden gilt es, passende Mobilitäts-Lösungen zu finden.
Mobility: Welche anderen externen Faktoren haben die Mobilität in Ihrem Unternehmen in den letzten Jahren geprägt?
Weber: Auch wir legen den Fokus auf erneuerbare Energien. Der Druck auf den Individualverkehr wächst. Unser Verwaltungsgebäude steht glücklicherweise nahe am Bahnhof, so besitzen wir einen guten Zugang zum öffentlichen Verkehr. Im Sommer beobachte ich, dass viele unserer Mitarbeitenden mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, zunehmend auch mit dem E-Bike. Letzteres ist vor allem für alle, die weiter weg wohnen, eine gute Alternative. Die Baudirektion verfügt zudem über einen eignen Fahrzeugpark – bestehend aus Mobility-Autos sowie wenigen eigenen Elektrofahrzeugen.
Mobility: Welche Entwicklungen erwarten Sie ausserdem aufgrund der veränderten Mobilitätsbedürfnisse?
Weber: Aktuell wird das Gebiet rund um unser Verwaltungsgebäude verdichtet, hier in der Gegend entstehen somit noch mehr Arbeitsplätze. Die Anzahl der Parkplätze bleibt jedoch auf aktuellem Niveau. Zukünftig gilt es deshalb zu klären, wer überhaupt Anspruch auf einen eigenen Parkplatz hat. Aus diesem Grund gilt es, die ÖV-Nutzung der Mitarbeitenden zu fördern.
Mobility: Die sogenannte «Sharing Economy» liegt im Privaten im Trend. Sehen Sie ähnliche Entwicklungen auch in der Arbeitswelt?
Weber: Ja, absolut. Sharing Economy bzw. die bessere Auslastung von Fahrzeugen ist für uns als Baudirektion, aber auch generell für Unternehmen sehr interessant. Mobility ermöglicht hier eine ideale, bedürfnisgerechte Nutzung. Wichtig für uns ist vor allem, das Angebot an Fahrzeugen situativ an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden anzupassen.
Mobility: Angenommen, Sie könnten etwas an der Art und Weise, wie die Schweiz unterwegs ist, ändern: Was würden Sie tun?
Weber: Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Ob jemand nun eher zum Velo greift, mit dem ÖV fährt oder mit dem eigenen Auto unterwegs ist: All dies geschieht sehr individuell. Egal ob auf Schienen oder im Individualverkehr: Wir planen und bauen immer für die Spitzenzeiten am Morgen und Abend. In den übrigen Zeiten sind die Züge und Strassen meist leer. Auch Fahrzeuge sind durchschnittlich nur mit 1,1 Personen besetzt. Oder einfach gesagt: Könnte man diese Zahl auf zwei erhöhen, gäbe es keinen Stau mehr. Wenige Firmen fördern aktuell, dass ihre Mitarbeitenden auf dem Weg zur Arbeit Fahrgemeinschaften bilden. Zu bedenken ist, dass der Kanton Zug seit vielen Jahren ein grosses Bevölkerungswachstum aufweist. Dies hat zur Folge, dass der Kanton die Infrastruktur ausbauen muss. Und zwar für den Öffentlichen-, wie für den Individualverkehr. Es gibt aber sicher noch Potential, die Infrastruktur effizienter zu nutzen.